Krieg in der Ukraine mit all seinen Folgen, Energiekrise, Klimawende, Strukturwandel, Pandemie … Die Auswirkungen dieser Umbrüche werden in Kommunen und Kreisen besonders deutlich. Wie kann unter den aktuellen und bevorstehenden Herausforderungen der Zeitenwende gesellschaftlicher Zusammenhalt gesichert werden? Die Beantwortung dieser Frage wird für Verantwortliche in Gesellschaft und Politik
immer wichtiger. Es ist aber auch zunehmend eine Aufgabe der Zivilgesellschaft und der mit gesellschaftlicher Analyse und Konfliktmanagement befassten Wissenschaftler*innen, Berater*innen und Mediator*innen, gemeinsam mit Kommunen Ansätze zu entwickeln um
- akute Probleme und Herausforderungen zu bewältigen
- Strukturen zur Prävention und Bearbeitung schwieriger Situationen und Konflikte zu schaffen
- nachfolgende Generationen durch die Folgen nicht zusätzlich zu belasten.
Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein politisch-sozialer Prozess mit Höhen und Tiefen, der unter Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern bewusst gestaltet werden kann.
In herausfordernden Zeiten brauchen Kommunen und Kreise neue Instrumente, um mit Konflikten, Krisen und Angriffen auf demokratisch Verantwortliche effektiv und konstruktiv umzugehen. Denn die Bewältigung der großen Entwicklungsthemen hängt davon ab, ob es vor Ort gelingt, bei der Umsetzung der vielfältigen Anforderungen den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu bewahren, demokratische Strukturen und Abläufe zu stärken und Bedrohungen der kommunalen Verantwortlichen zu verhindern. Daher empfehlen wir, die bestehenden Formen der Daseinsvorsorge in Kommunen und Kreisen durch ein kommunales Konfliktmanagement zu erweitern und Konfliktexpertise in das bestehende kommunale Krisenmanagement zu integrieren.
Unser Motto lautet: „Nicht der Konflikt ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie wir damit umgehen.“ Wissenschaftliche Untersuchungen und praktische Erfahrungen zeigen, dass Kommunen und Kreise bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben verstärkt mit Konflikten und krisenhaften Situationen rechnen müssen. Um in diesen Zeiten den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern, ist es wichtig
- Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu erfassen
- Konflikte niedrigschwellig zu bearbeiten
- aus Konflikten und Krisen zu lernen.
Dazu brauchen Kommunen und Kreise feste Anlaufstellen und klare, allgemein bekannte Abläufe zur Konfliktregelung sowie eine Integration von Konfliktexpertise in das bestehende Krisenmanagement.
Unsere Erfahrungen stammen u.a. aus dem seit 2017 laufenden Pilotprojekt „Kommunales Konfliktmanagement fördern“ in Nordrhein-Westfalen, initiiert vom Ministerium für Kinder, Familien, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW (MKFFI) und gefördert von der Stiftung Mercator.
20 Kommunen und Kreise erprobten darin unterschiedliche Ansätze für kommunales Konfliktmanagement. Sie richteten Konfliktanlaufstellen ein, entwickelten Frühwarnsysteme und Präventionspläne und integrierten die im Projekt ausgebildeten Konfliktmanager*innen in Krisenstäbe und Stäbe für außerordentliche Ereignisse (SAE).
Die positiven Ergebnisse dieses Pilotprojekts wurden wesentlich durch eine intensive Diskussion und eine enge Kooperation von kommunaler Verantwortung, professioneller Mediation und wissenschaftlicher
Begleitung begünstigt.
Auf der Grundlage dieser Erfahrungen wollen wir mit politisch Verantwortlichen sowie Fach- und Führungskräften aus Verwaltungen einen Diskurs eröffnen, wie in Kommunen und Kreisen gesellschaftlicher Zusammenhalt durch neue Formen eines kommunalen Konflikt- und Krisenmanagements gesichert und ausgebaut werden kann.
Ziel ist es,
- die Konfliktfähigkeit von Verantwortlichen und Fachkräften zu stärken
- die Konfliktfestigkeit der Strukturen und Abläufe der Problemlösung zu sichern
- die Krisenresilienz bei außerordentlichen Ereignissen weiterzuentwickeln.
Dazu wenden wir uns an Interessierte aus Kommunen und Kreisen, Verantwortliche in Bund und Ländern sowie an gesellschaftliche und wissenschaftliche Institutionen. Es geht uns darum, effiziente und nachhaltige Strukturen zu schaffen und in Kommunen, auf Landes- und Bundesebene wirksame Netzwerke zu entwickeln, um die Daseinsvorsorge vor Ort durch ein effektives Konflikt- und Krisenmanagement weiterzuentwickeln und dadurch den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land zu stärken.
Initiator*innen:
Dorothea und Kurt Faller, Medius GmbH Greven, Konfliktmanagement und Organisationsberatung
Prof. Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld
Winfried Kneip, Consulting GmbH
Prof. Dr. Beate Küpper, Institut SO.CON an der Hochschule Niederrhein
Gerhard Führer, Medius GmbH, Linz
Prof. Dr. Sascha Ferz, Universität Graz
0 Kommentare